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Neue Weblogger braucht das Land. Gedanken eines „Urgesteins“ Teil 2.

„So geht Tennis“

Im Grunde genommen scheint mir das Tennisspielen ein etwas schizophrener Sport zu sein. Jeder schwärmt von schönen langen Ballwechseln, in Wahrheit liegt jedoch das ganze Trachten eines jeden Spielers darin, die Bälle so zu platzieren, dass der Gegner sie nicht erreicht oder weit außerhalb des Feldes schlägt und somit im Grunde genommen gar kein Ballwechsel zustande kommen kann.

Ihr habt sicherlich nicht alle von klein an mit dem Tennisspielen zu tun gehabt, sondern erst im etwas fortgeschrittenen Alter den Schläger in die Hand genommen.

Nun muss man bekanntlich beim Tennisspielen nach einer etwas sehr eigenwilligen Vorgehensweise die Punkte zählen und hierbei soll es schon zu den abenteuerlich- sten Unklarheiten gekommen sein, was auch weiter nicht verwundert, denn beim Tennis zählen nicht Tore, sondern Punkte. Dies mag zunächst den Tennisneuling etwas irritieren, erscheint aber logisch, wenn man bedenkt, dass es auf einem Tennisplatz keine Tore gibt.

Stattdessen wird beim Tennis bewertet, wie oft es einem Spieler gelingt, das Spiel zu unterbrechen, indem er seinen Gegner so anspielt, dass dieser den Ball entweder gar nicht erst kriegt, ihn ins Netz oder ins Aus spielt. Für die erste Spielunterbrechung bekommt der Spieler 15 Punkte, für die zweite ebenfalls. Ab der dritten Spielunterbrechung wird die Sache allerdings für den Verlierer billiger, hier muss er nur noch 10 Punkte abgeben. Gelingt dem Spieler eine 4. Spielunterbrechung, hat er Vorteil. Punkte kriegt er nun keine mehr, und ich meine, 40 Punkte langen ja schließlich auch für ein solches Spiel.

Hat der Aufschläger den Vorteil auf seiner Seite, dann heißt das Vorteil auf, im anderen Fall Vorteil rück. Wer jetzt von Vorteil auf oder Nachteil rück spricht, hat sich als absoluter Ignorant erwiesen, denn im Tennis gibt es keine Nachteile. Dabei ist es natürlich ein Nachteil, wenn der Gegner Vorteil hat, worüber man aber nicht spricht, zumindest nicht laut. Wer nach seinem Vorteil noch einmal den Gegner austrickst, hat das Spiel gewonnen, was ihm aber meist nichts nützt, denn nur viele Spiele machen ein gewonnenes Match aus, dazwischen hat die hohe und autoritär herrschende Tenniskommission der ganzen Welt noch die sogenannten Sätze gesetzt.

Und noch eines hat mich zu Anfang meiner Tenniskarriere sehr irritiert. Eines der schönsten Dinge im Leben ist sicherlich die Liebe. Aber hört doch mal bei einer internationalen Tennisveranstaltung richtig hin, da sagt der Schiedsrichter ständig love. Beim Tennis nun bedeutet love schlicht und ergreifend Null. Wenn man also im Fernsehen ein internationales Tennisturnier beobachtet und hört, wie der Schiedsrichter zu einem der beiden Spieler love sagt, so bedeutet das auf gar keinen Fall, dass die beiden sich etwa lieben sollen, sondern es bedeutet lediglich, dass der angesprochene Spieler 0 Punkte hat. Warum nun in der englischen Sprache das Wort Liebe beim Tennis Null bedeutet, dies wäre vielleicht mal eine besondere psychologische Abklärung wert.

Euch allen noch eine erfolgreiche Tennissaison 2020. 

Matthias Rothkranz